Fischereigeschichte Islands – Erster Teil

Für nur wenige Länder der Welt ist Fischerei ein so wichtiger Erwerbszweig wie für Island. Seit dem 14. Jahrhundert, also seit mehr als 700 Jahren ist Fischerei eine tragende Säule der isländischen Wirtschaft. Es ist deshalb sehr wichtig für Island eine nachhaltige Fischerei zu betreiben, sodass auch die kommenden Generationen diese Nahrungsquelle des Meeres nutzen können.

Stockfisch war die beliebteste Exportware der Isländer vom 14. bis 18. Jahrhundert. Die kalten und windigen Wetterlagen Islands bieten perfekte Voraussetzungen für das Trocknen von Kabeljau und die Herstellung von Stockfisch, der heute hauptsächlich nach Nigeria exportiert wird. Das 15. Jahrhundert wird in Island das Englische Jahrhundert genannt, weil in dieser Zeit englische Segelschiffe in isländischen Gewässern fischten und baskische Fischer Wale an Islands Küsten fingen, während die Isländer immernoch in Ruderbooten zum Fischen rausfuhren.

Das deutsche Jahrhundert der Hanse-Kaufleute

Das 16. Jahrhundert wird bei den Isländern das Deutsche Jahrhundert genannt. Es ist eine Zeit in der isländischen Geschichte, wo deutsche Kaufleute den isländischen Außenhandel kontrollierten und zudem an der isländischen Küste Fischfang betrieben. Die Mehrzahl waren Hanse-Kaufleute aus Lübeck, Hamburg oder Bremen.

In dieser Zeit befand sich der wichtigste Exporthafen der Hanse-Kaufleute in Hafnarfjörður. Hafnarfjörður ist heute eine Partnerstadt von Cuxhaven. In Hafnarfjörður wurde eine Straße nach Cuxhaven benannt und umgekehrt. In diesem Zusammenhang ist auch erwähnenswert, dass Samherji, eine Tochterfirma der Icefresh GmbH, den Fischhandel in Deutschland 1995 mit dem Kauf der Deutschen Fischfang Union GmbH begann, dem ältesten Fischunternehmen Deutschlands. Im Jahre 2004 wurde die Icefresh GmbH in Cuxhaven gegründet, zog jedoch 2012 nach Frankfurt am Main.

Das Deutsche Jahrhundert auf Island endete mit dem dänischen Monopolhandel 1602-1787.

Klippfisch wird wichtiger als Stockfisch

Im 18. Jahrhundert begannen Holländer in isländischen Gewässern zu fischen, die im 19. Jahrhundert von französischen Fischern abgelöst wurden. Am Ende des 19. Jahrhunderts begannen britische Trawler im großen Stil in isländischen Gewässern zu fischen.

Nachdem der Stockfisch vier Jahrhunderte lang den isländischen Export bestimmt hatte, wurde er im 19. Jahrhundert vom sogenannten Klippfisch abgelöst, der durch Salz haltbar gemacht wurde. Diese Entwicklung hing mit der industriellen Revolution in Europa zusammen, bei der durch Massenproduktion die Salzpreise in den Keller gingen. In dieser Zeit wurde ein großer Teil des Klippfisches nach Südeuropa exportiert, darunter nach Spanien und Portugal, die auch heute noch viel isländischen Klippfisch kaufen.

Das 19. Jahrhundert wird in der isländischen Geschichte als Jahrhundert der Segelschiffe bezeichnet, weil viele europäische Segelschiffe zum Fischen nach Island fuhren. Zahlreiche Schiffe schafften die entbehrungsreiche und schwierige Überfahrt nach Island nicht und fanden die ewige Ruhe in den Tiefen des Meeres. Der Nordatlantik wird oft als die wichtigste Speisekammer Europas der letzten Jahrhunderte bezeichnet. Schließlich begannen Norweger Ende des 19. Jahrhunderts Hering in isländischen Gewässern zu fangen.

Auch der Fang von Haifisch wurde im 19. Jahrhundert ein wichtiger Teil der Fischerei, weil der aus der Haifischleber gewonnene Tran in Europa als Lampenöl heiß begehrt war. Isländischer Haifischtran erleuchtete in dieser Zeit die Metropolen Europas, bevor die Glühbirne ihren Siegeszug antrat.

Das erste Motorschiff und der erste Trawler kamen 1902 nach Island. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war fast die gesamte isländische Flotte motorisiert. Exportschlager dieser Zeit war Kabeljau, der ab 1930 vom Hering Konkurrenz bekam. Im Jahre 1904 fischten 180 ausländische Schiffe an Islands Küsten, davon 150 aus Britannien.


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